Über mich

Die ersten zwanzig Jahre meines Lebens habe ich in München verbracht, danach war ich ein Jahr in Paris, anschließend zehn Jahre in Tübingen und lebe seit 1994 in Ravensburg. Ich habe Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte studiert, in den Semesterferien Post ausgetragen, auf einer Alm Kühe gehütet und 1989 meine erste Erzählung veröffentlicht: "Hochzeitstage im Juli". Diese Erzählung wurde zum Kern meines ersten Romans "Der Bienenkönig“.

1991 habe ich in Tübingen zum ersten Mal Kreatives Schreiben unterrichtet und, seitdem ich in Ravensburg lebe, mehrmals an Salem2Salem teilgenommen, einem deutsch-amerikanischen KünstlerInnenaustausch. Ich bin Mitglied der Meersburger Autorenrunde. Von 2014 bis 2020 war ich Mitherausgeberin des Mauerläufers, eines Literarischen Jahreshefts, das seine Wurzeln in Oberschwaben hat, seine Zweige aber in alle Richtungen ausstreckt und sich jährlich neu beblättert.

Literatur ist keine Werbung. Literatur will nichts verkaufen. Literatur hat mit unserem Menschsein zu tun, mit Leib und Leben, mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen, mit unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auf der einen Seite ist das Leben, die vielen Augenblicke, die wir erleben und erlebt haben, auf der anderen Seite die Sprache. Ein Text ist eine Brücke, sie verbindet Leben und Worte.

Die ersten schriftlichen Zeugnisse deutscher Sprache sind die Merseburger Zaubersprüche. Das Zauberhafte der Sprache kommt uns nur hin und wieder zu Bewusstsein, wenn wir berührt werden von einem Wort, einem Satz, einer Geschichte. Unser Material: 26 Buchstaben, die sich zu einer unendlichen Anzahl von Wörtern zusammensetzen lassen, die wecken, was war, was ist und was sein könnte.

Als ich lesen konnte, konnte ich nicht mehr damit aufhören. Von meinem ersten Honorar für eine Geschichte ("Hirtenlied") habe ich die 33 dicken grünen Bände des Deutschen Wörterbuchs von Jacob und Wilhelm Grimm gekauft. Mit 350 000 deutschen Wörtern. Ich bin immer wieder begeistert von der Vielfalt und dem ungeheuren Reichtum dieses Wort-Schatzes.

Das Besondere guter Literatur ist die Aufmerksamkeit für den Einzelnen. Alle totalitären Staaten schaffen zuerst die individuellen Rechte ab. In der Literatur steht der Mensch im Mittelpunkt: der Mann, die Frau, das Kind. Die Literatur beleuchtet die sozialen Verhältnisse, in denen wir leben, die Beziehungen, die wir führen, die Widersprüche, in denen wir gefangen sind. Literatur zeigt aber auch, wie wir Zuschreibungen und Einschränkungen entkommen und neue Räume öffnen können.