Der Bienenkönig, Roman, weissbooks 2009

Der Bienenkönig heißt Walter Jakoby und lebt am östlichen Rand von Berlin. Er liebt alles, was fliegt, vor allem Bienen, aber auch Flugzeuge. Er arbeitet bei der Interflug und ist Imker. Sein Bruder Richard ist sieben Jahre älter und nach dem 17. Juni 1953 in den Westen gegangen.

"Es waren einmal zwei Brüder, der eine hieß Kain, der andere Abel, der eine hieß Jakob, der andere Esau, der eine hieß Richard, der andere Walter, der eine lebte im Westen, der andere im Osten Deutschlands. Sie verstanden sich so lange gut, wie die Mauer stand. Als die Mauer fiel, wurde es schwierig. Und als das Land wieder vereinigt wurde, entzweiten sie sich."

Die Auseinandersetzungen um das Erbe werden befeuert durch die verdrängte Ost-West-Geschichte im geteilten Deutschland.

In dem einen Erzählstrang geht es um Walter und Richard, im anderen um die Beziehung zwischen Kornelia und Jens, den Kindern von Richard und seiner Frau Magrit. Als Kornelia ihren Bruder im November 1995 in Berlin besucht, entdeckt sie in seiner Küche ein Glas Honig ihres Onkels.

Als sie ein Kind war, hatte er sie mit ins Bienenhaus genommen, ein Stück Wabe abgeschnitten und ihr gegeben. Die Wabe schob sich in ihrem Mund zusammen wie der Balg eines Akkordeons und gab eine Flut süßer Töne frei.

"Einmal war die Beziehung süß und gut zwischen ihrem Onkel und ihrem Vater. Einmal sah es so aus, als könnte nichts ihr Zusammengehörigkeitsgefühl zerstören, nicht mal die Mauer. Aber dann fiel die Mauer und der Streit begann. Es war paradox: Die Wiedervereinigung hatte zu ihrer Trennung geführt."

Kornelia begibt sich auf Spurensuche, um zu verstehen, wie es zu dem Streit gekommen ist. Nach und nach wird deutlich, wie sich Teilung, Mauerfall und Wiedervereinigung auf die Beziehung ihres Vaters und ihres Onkels ausgewirkt haben.