In seinem Gespräch über Dante geht Osip Mandelstam der Frage nach, was poetische Rede auszeichnet. Ein Kennzeichen ist, schreibt er, dass ein poetischer Text nicht in der Nacherzählung des Inhalts aufgeht. Da sind die Laken nicht zerknittert, da hat die Poesie nicht übernachtet.
Es ist diese Frage, die mich immer wieder beschäftigt hat: Was poetische Sprache kann und was ein literarischer Text von einem Gebrauchstext unterscheidet. Oder von einem Text, der von KI hergestellt ist.
Mandelstam: "Man stelle sich etwas klar Begriffenes, Erfaßtes, dem Dunkel Entrissenes vor, in einer Sprache, die leichten Herzens gleich vergessen wird, sobald der erhellende Akt des ausführenden Verstehens vollzogen ist ... In der Poesie zählt allein das ausführende Verstehen, nicht das passive, reproduzierende, nacherzählende. Die Wellen-Signale des Sinns verebben, sobald sie ihr Werk getan haben: je stärker sie sind, umso nachgiebiger sind sie, umso weniger sind sie geneigt, zu verweilen. Sonst kommt es unweigerlich zu einem gedankenlosen Wiederkäuen, zum Einschlagen vorfabrizierter Nägel, die man 'poetische Bilder' nennt."