www.lettretage.de/programm/?event_id1=22901
In meiner Erzählung geht es um eine Phänomenologie des absichtlichen und unabsichtlichen Verlierens. Hier ist der Anfang:
"Als Kind habe ich viel verloren: Schlüssel, Schirme, Handschuhe. Meine Eltern schienen nie etwas zu verlieren, ich dafür umso mehr. „Wo hast du nur deinen Kopf!“, stöhnte meine Mutter. „Hier!“, sagte ich trotzig. „Pass auf“, sagte mein Vater, „dass du den nicht auch noch verlierst.“ Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich dachte: Wenn es das Wort verlieren gibt, dann muss es auch andere Menschen geben, die etwas verlieren. Das war eine Entdeckung. Und eine Erleichterung.
Schon bald kannte ich die Fundbüros unserer Stadt. Als meine Eltern fragten, was ich werden wollte, sagte ich: „Ich möchte in einem Fundbüro arbeiten.“ Sie waren sofort damit einverstanden. Die Ausbildung hat mein Verständnis vertieft für alle Vorgänge, die mit dem Verlieren zusammenhängen. Wir begannen mit der Frage, wer was wann und wo verliert. Gibt es Menschen, die mehr verlieren als andere? Warum verlieren sie es? Wollen sie es verlieren? Gibt es so etwas wie eine latente Verlustbereitschaft?
Es gibt Menschen, denen Besitz lästig ist, auch wenn sie das nie zugeben würden. Sie fühlen sich bedrängt von den Dingen, die sich um sie herum ansammeln, auf dem Dachboden verstauben und den Keller verstellen. Sie würden ihre Haustür nie abschließen, in der Hoffnung, dass in der Nacht jemand kommt und etwas mitnimmt. Am liebsten würden sie ein Plakat an die Tür hängen: Hier gibt’s was! Und ich bin froh, wenn es weg ist.
(...)"
Im Rahmen des literarischen Jour Fixe, der von Chris Inken Soppa moderiert wird, stelle ich meinen Roman vor.
Oktober 2014. Eine kleine Stadt im Süden Baden-Württembergs: Iris und Arne nehmen einen Flüchtling auf. Er kommt aus dem Norden Afghanistans und heißt Zar, Abkürzung von Zarduscht oder Zarathustra. Und damit kommt der Zarathustra von Nietzsche ins Spiel.
Arne hat als junger Mann versucht, die DDR zu verlassen, Zar ist aus Afghanistan geflüchtet. Das müsste sie eigentlich verbinden, aber je länger sie zusammen wohnen, desto mehr entfernen sie sich voneinander. Zar träumt mit Nietzsches Zarathustra von einem Gott, der tanzen kann, Iris von Verwandlungen und Arne ist angezogen vom Willen zur Macht.
Als Arne zum ersten Mal zu einem Treffen der AfD geht, gibt es die Partei noch nicht lange. Auf Nietzsche haben sich die Nazis bezogen, auf Nietzsche beziehen sich die Strategen der AfD. Ein Missverständnis? Nietzsche hat sich abfällig über Demokratie geäußert, er hat sich aber auch lustig gemacht über Nationalismus und Deutschtümelei.
Die Autorin zeigt, wie sich die Spaltung unserer Gesellschaft bei der Frage, wie man mit geflüchteten Menschen umgeht, in einer Beziehung niederschlägt. Der Kontakt mit dem Fremden im Haus stellt Gewohnheiten, Haltungen und Überzeugungen infrage. Im Laufe der Geschichte wird deutlich, dass Iris, Arne und Zar in unterschiedlichen Welten leben.
Oktober 2014. Eine kleine Stadt im Süden Baden-Württembergs: Iris und Arne nehmen einen Flüchtling auf. Er kommt aus dem Norden Afghanistans und heißt Zar, Abkürzung von Zarduscht oder Zarathustra. Und damit kommt der Zarathustra von Nietzsche ins Spiel.
Arne hat als junger Mann versucht, die DDR zu verlassen, Zar ist aus Afghanistan geflüchtet. Das müsste sie eigentlich verbinden, aber je länger sie zusammen wohnen, desto mehr entfernen sie sich voneinander. Zar träumt mit Nietzsches Zarathustra von einem Gott, der tanzen kann, Iris von Verwandlungen und Arne ist angezogen vom Willen zur Macht.
Als Arne zum ersten Mal zu einem Treffen der AfD geht, gibt es die Partei noch nicht lange. Auf Nietzsche haben sich die Nazis bezogen, auf Nietzsche beziehen sich die Strategen der AfD. Ein Missverständnis? Nietzsche hat sich abfällig über Demokratie geäußert, er hat sich aber auch lustig gemacht über Nationalismus und Deutschtümelei.
Das Beziehungsgefüge von Arne, Iris und Zar bekommt Risse. Ein Vorgang, in dem sich aktuelle gesellschaftliche Prozesse spiegeln.
Lesung "Zarathustra kam an einem Donnerstag" und Gespräch
Oktober 2014. Eine kleine Stadt im Süden Baden-Württembergs: Iris und Arne nehmen einen Flüchtling auf. Er kommt aus dem Norden Afghanistans und heißt Zar, Abkürzung von Zarduscht oder Zarathustra. Und damit kommt der Zarathustra von Nietzsche ins Spiel.
Arne hat als junger Mann versucht, die DDR zu verlassen, Zar ist aus Afghanistan geflüchtet. Das müsste sie eigentlich verbinden, aber je länger sie zusammen wohnen, desto mehr entfernen sie sich voneinander. Zar träumt mit Nietzsches Zarathustra von einem Gott, der tanzen kann, Iris von Verwandlungen und Arne ist angezogen vom Willen zur Macht.
Als Arne zum ersten Mal zu einem Treffen der AfD geht, gibt es die Partei noch nicht lange. Auf Nietzsche haben sich die Nazis bezogen, auf Nietzsche beziehen sich die Strategen der AfD. Ein Missverständnis? Nietzsche hat sich abfällig über Demokratie geäußert, er hat sich aber auch lustig gemacht über Nationalismus und Deutschtümelei.
Die Autorin zeigt, wie sich die Spaltung unserer Gesellschaft bei der Frage, wie man mit geflüchteten Menschen umgeht, in einer Beziehung niederschlägt. Der Kontakt mit dem Fremden im Haus stellt Gewohnheiten, Haltungen und Überzeugungen infrage. Im Laufe der Geschichte wird deutlich, dass Iris, Arne und Zar in unterschiedlichen Welten leben.
Lesung aus meinem Buch: "Dorthin gehen, wo die Parallelen sich schneiden, die Gruppe 47 in Saulgau, Texte & Resonanzen"
Im Sommer habe ich (in Italien) die Feldpostbriefe abgeschrieben, die Karl Heinz geschrieben hat, ein Onkel meiner Mutter. Er wurde im Sommer 1942 mit 18 Jahren eingezogen, kam nach Russland und starb drei Monate später, Ende November 1942.
Meine Mutter hat seine Briefe sorgfältig aufgehoben, jeder Brief hat eine Klarsichthülle bekommen. Karl Heinz hat fast täglich an seine Eltern geschrieben, seine Schrift ist gut lesbar. Er schrieb auch, was mich überrascht hat, einige Karten an seinen Freund Giuseppe auf Italienisch.
Peter Härtling hat ein Buch über seine Mutter geschrieben, das den Titel hat: Nachgetragene Liebe. Das trifft es ganz gut, was ich in diesem Sommer mit Karl Heinz gemacht habe, den ich nie kennengelernt habe. Er ist vor 100 Jahren geboren worden, 1924. Ein Grund, an ihn zu erinnern. Und an alle, die in den Krieg müssen.
Indem ich die Briefe abschrieb, versuchte ich, zu einer Haltung zu finden, was den Krieg in der Ukraine anbetrifft. Das unglaubliche Opfern junger Männer auf beiden Seiten - auf Seiten der Russen, auf Seiten der Ukrainer. Dass das immer noch und immer wieder stattfindet, trotz der verheerenden Kriege, die wir hinter uns haben. Und aus denen offensichtlich nichts gelernt wird. Es ist diese unendliche Spirale von Töten - Vergeltung - Rache und erneutem Töten, die Jesus mit seinem Konzept der Nächstenliebe unterbrechen wollte.
Wir haben die Fähigkeit, uns zu erinnern. Menschen werden durch unser Erinnern wieder lebendig, die schon lange tot sind. Ein Vorgang, von dem (auch) die Religion lebt: Von unserer Verbindung zu einer Vergangenheit, die vor 2000 Jahren in Bethlehem stattfand. Welche Bedeutung hat die christliche Religion für unser Verständnis von Leben und Sterben - und für das Töten, töten müssen, im Krieg?
Darum wird es gehen in den Texten, die ich lese. Es wird eine Collage sein aus Fragmenten der Feldpostbriefe, dem Nachdenken darüber und Impressionen aus Italien, dem Land, in das Karl Heinz mit Sicherheit gefahren wäre, wenn er länger hätte leben dürfen.
Liebe Katrin Seglitz,
jedes Jahr bin ich auf der Suche nach einem einheimischen Autor, der uns aus seinem Schaffen berichtet und uns Textpassagen aus seinen Veröffentlichungen vorträgt. Sie haben ja erst kürzlich ein neues Buch veröffentlicht - "Zarathustra kam an einem Donnerstag" - und da habe ich mich spontan an nette Begegnungen/Lesungen mit Ihnen erinnert. Sie waren ja auch schon mit Ihrer Schreibwerkstatt "ravenschnavel" einige Male bei uns. Diese Begegnungen habe ich in sehr angenehmer Erinnerung. Ich habe in der Zeitung einen Bericht über Sie gelesen, in dem es darum ging, wie Sie sich um Flüchtlinge kümmern. Das alles hat mich dazu inspiriert, Sie zu fragen, ob Sie bereit wären, vor einem netten Publikum aus interessierten Frauen von sich und Ihren Büchern, Erzählungen und Ihrer Arbeit zu berichten. Ich würde mich wirklich sehr über eine Zusage von Ihnen freuen und bin gespannt auf eine Rückmeldung von Ihnen.
Herzliche Grüße aus der Bücherei
Petra Hasenfratz
Oktober 2014. Eine kleine Stadt im Süden Baden-Württembergs: Iris und Arne nehmen einen Flüchtling auf. Er kommt aus dem Norden Afghanistans und heißt Zar, Abkürzung von Zarduscht oder Zarathustra. Und damit kommt der Zarathustra von Nietzsche ins Spiel.
Arne hat als junger Mann versucht, die DDR zu verlassen, Zar ist aus Afghanistan geflüchtet. Das müsste sie eigentlich verbinden, aber je länger sie zusammen wohnen, desto mehr entfernen sie sich voneinander. Zar träumt mit Nietzsches Zarathustra von einem Gott, der tanzen kann, Iris von Verwandlungen und Arne ist angezogen vom Willen zur Macht.
Christa Reinig wurde 1926 in Berlin geboren und starb 2008 in München. Schon früh hat sie Gedichte veröffentlicht, die sich durch ihren poetisch-lakonischen Witz auszeichnen. Sie schrieb in der Ostberliner Satirezeitschrift „Eulenspiegel" und war Mitglied der Westberliner Gruppe „Zukunftssachlicher Dichter“. Sie bekam viele Preise, darunter den Hörspielpreis der Kriegsblinden. 1951 erhielt sie Publikationsverbot in der DDR und flüchtete 1964 in den Westen. Sie hat Gedichte der Annette von Droste Hülshoff herausgegeben, das verbindet sie mit der Burg.
Am 9. November wurde in Deutschland zwei Mal Geschichte geschrieben: 1938 gingen die Scheiben jüdischer Geschäfte zu Bruch und Synagogen in Flammen auf, 1989 fiel die Mauer, die Deutschland in Folge des Kriegs und der nationalsozialistischen Verbrechen 28 Jahre lang geteilt hatte. Beide Ereignisse markieren historische Eckpunkte: 1938 manifestierte sich ein Rassismus, der zum Holocaust führte, der 9. November 1989 steht für Meinungsfreiheit und demokratische Entwicklung im wiedervereinigten Deutschland. Im Bewusstsein dieser Ereignisse findet eine Finissage in der Brandsanierung zum Thema Krieg+Frieden statt und meine Buchvorstellung "Zarathustra kam an einem Donnerstag" - mit Musik und anschließendem Gespräch.
In meinem Roman "Schweigenberg" habe ich von Nora erzählt, die bis zur Wende Schuhmacherin in Sahlen war, einer kleinen Stadt an der Saale (in der man unschwer Weißenfels erkennt), von ihrer Enkelin Iris, die aus dem Süden Deutschlands kommt, um ihre Großmutter Nora zu besuchen, und von Arne, einem Winzer aus dem Saale-Unstrut-Gebiet, der sich an dem Richter rächt, weil dieser ihn zu DDR-Zeiten zu drei Jahren Gefängnis wegen versuchter Republikflucht verurteilt hat.
In meinem neuen Roman begegnen wir Arne und Iris wieder. Die Handlung beginnt im Oktober 2014, Iris und Arne nehmen einen Flüchtling aus Afghanistan auf. Er heißt Zar, Abkürzung von Zarduscht oder Zarathustra. Und damit kommt der Zarathustra von Nietzsche ins Spiel. Arne hat als junger Mann versucht, die DDR zu verlassen, Zar ist aus Afghanistan geflüchtet. Das müsste sie eigentlich verbinden, aber je länger sie zusammenwohnen, desto mehr entfernen sie sich voneinander. Der Kontakt mit dem Fremden im Haus stellt Gewohnheiten, Haltungen und Grundüberzeugungen infrage. Im Laufe der Geschichte wird deutlich, dass Iris, Arne und Zar in unterschiedlichen Welten leben.
Lesung und Musik: "Zarathustra kam an einem Donnerstag", anschließend Gespräch - im Rahmen der Kulturwoche des IBC vom 27.10. bis 03.11.2024
Lesung und Musik: "Zarathustra kam an einem Donnerstag", anschließend Gespräch
Eine kleine Stadt im Süden Baden-Württembergs: Iris und Arne nehmen einen Flüchtling auf. Er kommt aus dem Norden Afghanistans und heißt Zar, Abkürzung von Zarduscht oder Zarathustra. Und damit kommt der Zarathustra von Nietzsche ins Spiel.
Arne hat als junger Mann versucht, die DDR zu verlassen, Zar ist aus Afghanistan geflüchtet. Das müsste sie eigentlich verbinden, aber je länger sie zusammen wohnen, desto mehr entfernen sie sich voneinander. Zar träumt mit Nietzsches Zarathustra von einem Gott, der tanzen kann, Iris von Verwandlungen und Arne ist angezogen vom Willen zur Macht.
Der Tag der deutschen Einheit ist in diesem Jahr auf einen Donnerstag gefallen. Ich habe mich gefreut, dass ich mein Buch „Zarathustra kam an einem Donnerstag“ auf Usedom in Mecklenburg-Vorpommern vorstellen konnte, im Nordosten der Republik, 940 Kilometer vom Bodensee entfernt.
Der Roman zeigt, dass es nicht immer leicht ist mit der deutschen Einheit. Wie man an den aktuellen Auseinandersetzungen über den Umgang mit den "Fremden" sehen kann. Der Zarathustra, den Iris und Arne aufnehmen, kommt aus dem Norden Afghanistans, Heimat des Weisen und Religionsstifters Zarathustra. Bekannt wurde er bei uns vor allem durch das Buch von Nietzsche "Also sprach Zarathustra".
Der Mann auf dem Bild ist aber nicht Zarathustra, sondern Maxim Gorki. In der Villa Irmgard hat er einige Monate lang gelebt und den Roman geschrieben: "Meine Universitäten". Seine Erzählungen zeichnen sich (unter anderem) durch fantastische erste Sätze aus. Einer lautet: "Wir verließen Perekop in der allerdüstersten Gemütsstimmung – hungrig wie die Wölfe und wütend auf die ganze Welt.“ Eine andere Erzählung beginnt mit den Worten: "Das Meer lachte.“ Und während die Ostsee stürmisch lachte, las ich aus meinem Roman ...
Der 8. August ist - natürlich! - ein Donnerstag! Von 19:00 bis 21:00 gibt’s zwanzig Minuten lang - immer zur vollen Stunde - eine weitere Passage aus meinem Roman. Und Musik, die von Zarathustra inspiriert ist.
Die Veranstaltungen auf der Wilhelmsburg sind für alle, die Lust auf Litatur und Kunst haben, und die Wilhelmsburg von einer anderen Seite kennenlernen wollen. Die Burg - und der Kehlturm - werden zu einem Treffpunkt für Austausch über das eigene Arbeiten in Text, Ton und/oder Bild.
Katja Sander: "Es wird der garantiert beste Platz dieses Sommers im Kehlturm, der sich während des fast 3-wöchigen Pilotprojekts zum ersten Mal für die Kunst-, Kultur- und Manufaktur-Szene öffnet!"
Ich freue mich, dass ich das Buch über die Gruppe 47 im Hans Werner Richter-Haus in Bansin vorstellen kann.
Eigenbetrieb Kaiserbäder Insel Usedom
Hans Werner Richter-Haus
Literaturhaus mit Bibliothek
Waldstr. 1
17429 Seebad Bansin
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
Sehen lernen
Hermann Kinder und Gisela Elsner
In seinem Kommentar zu Gisela Elsners Roman Die Riesenzwerge schreibt Hermann Kinder: „Mich fasziniert der gnadenlose Blick, das berauschend Artifizielle des Textes. Für mich sind Die Riesenzwerge eine Wucht.“
Er hat sich mal als Schriftstellerwissenschaftler bezeichnet. Was er Studierenden beibringen wollte, war „mit dem Bleistift zu lesen, Bezüge im Text, kompositionelle und stilistische Verfahren, Anspielungen zu entdecken. Um so die besondere Fähigkeit, die wir Profis der Analyse dem nur erlebenden Lesen gegenüber haben können, einsichtig zu machen. Sehen lernen, hieß das in der Kunstwissenschaft.“
In seinem Text über Gisela Elsner, den er 2020 geschrieben hat für das Buch über die Gruppe 47 in Saulgau (Dahin gehen, wo die Parallelen sich schneiden) macht er genau das: Er legt das Kapitel, das er aus ihrem Roman Die Riesenzwerge gewählt hat, nach allen Regeln der Kunst aus, stellt Bezüge her innerhalb ihres Werks, aber auch zu Werken anderer Schriftsteller und Schriftstellerinnen. Sehen lernen bedeutet auch: Lesen lernen, denn Lesen und Lesen sind zwei paar Stiefel.
Wer liest wie und wer sieht was: Katrin Seglitz setzt den Kinders Kommentar zu den Riesenzwergen in Beziehung zu seinem Roman Ins Auge. Kinder: „Lebensnotwendig ist, sich Bilder im Kopf zu machen und ebenso, diesen Bildern zu misstrauen.“
__________________________________________________________________________________________________________________________
2023 fand die PEN-Tagung in Tübingen statt, der Stadt Hölderlins, wichtig war für mich immer der Satz aus der Friedensfeier: „Viel hat von Morgen an, seit ein Gespräch wir sind, und hören voneinander, erfahren der Mensch.“
Aus Hamburg kam Susette Gontard, seine große Liebe, sie schreibt in ihrem ersten Brief an Hölderlin: „Wie! dachte ich dann oft, soll künftig diese geliebte, reine Liebe wie Rauch verfliegen und sich auflösen, nirgends eine bleibende Spur zurücklassen? – Da kam der Wunsch in mich, noch durch geschriebene Worte, für Dich, ihr ein Monument zu errichten das unauslöschlich die Zeit doch unverändert schonet. Wie möchte ich, mit glühenden Farben, bis auf ihre kleinsten Schattierungen, sie malen, und sie ergründen, die edle Liebe des Herzens, könnte ich nur Einsamkeit und Ruhe finden! So, beständig gestört zerrissen, kann ich nur stückweise sie fühlen, suche sie beständig, und doch ist sie ganz in mir!“
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
"Zar sagte: Zarathushtra besteht aus zwei Wörtern. Zar heißt gelb oder golden, und tushtra Stern. Zarathushtra bedeutet also goldener Stern. Einige sagen aber auch, dass Zarathushtra gelbes Kamel bedeutet, weil ushtra das Wort für Kamel ist.“
Oktober 2014. Eine kleine Stadt im Süden Baden-Württembergs: Iris und Arne nehmen einen Flüchtling auf. Er kommt aus dem Norden Afghanistans und heißt Zar, Abkürzung von Zarduscht oder Zarathustra. Und damit kommt der Zarathustra von Nietzsche ins Spiel.
Birgit Böllinger vom Literaturbüro Augsburg schreibt: "Ein wunderbarer, dichter Text, der ein aktuelles gesellschaftliches Thema literarisch umsetzt: Die Spaltung unserer Gesellschaft, die sich im Umgang mit geflüchteten Menschen auch im persönlichen Bereich niederschlägt, wird so aufgegriffen, dass Privates und Politisches ineinanderfließen und zu Literatur werden.“
Katrin Seglitz: Zarathustra kam an einem Donnerstag
Hardcover, Lesebändchen, 280 Seiten, 24 Euro
ISBN: 978-3-94941-04-9
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
Ich war mit meinem neuen Buch auf der Buchmesse in Leipzig.
_____________________________________________________________________________________________________________________________
Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit? Du wohnst in den Wolken, dein Weg ist so weit.
Wenn das Zeppelin-Ensemble dieses Lied spielt, wird das auch Ausdruck der Hoffnung sein: Obwohl Euer Weg weit ist, kommt! Nach dem ersten Wintereinbruch mit viel Schnee, der sich schwer auf die Äste gelegt hat, so schwer, dass einige abgebrochen sind, hat es wieder getaut, geregnet, gestürmt. Und jetzt scheint die Sonne, es ist kühl, aber nicht kalt. Wir möchten aber doch gern alles machen, was zu einem richtigen Winter gehört: Schneeleute bauen, Schneeballschlachten machen (das sind die einzigen Schlachten, die akzeptabel sind) und Schlitten fahren.
Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit? Du wohnst in den Wolken, dein Weg ist so weit.
Um ihre Wege und unsere wird es am 28. Dezember in Frenkenbach gehen, um Lebenslandschaften und die Frage: Wohin legen wir die Wege, wenn wir sie zurücklegen? Denn wir können sie auch vergegenwärtigen, indem wir sie vor uns legen und fragen: Welche Wege haben wir gern zurückgelegt, welche ungern? Und welche möchten wir noch zurücklegen? Welche Wege legen wir in Gedanken zurück, welche körperlich? Es wird in meiner Wege-Meditation um Wanderungen gehen und auch um die Einsicht von Nietzsche: Gedanken, die im Sitzen gedacht werden, haben zu wenig Bewegung in sich.
Ich freue mich, wenn Sie sich am 28.12.2023 auf den Weg machen nach Frenkenbach, um mehr zu hören, mehr zu erfahren - und um das Zeppelin-Ensemble zu hören!
Ihre Katrin Seglitz
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
Am 17. Juli 1946 ist Robert Walser mit Carl Seelig von Herisau über Hundwil auf die Höhi gewandert. Seelig erzählt davon in seinem Buch "Wanderungen mit Robert Walser", das man, wie Rainer Barth in seinem Buch "Seeberge" anmerkt, auch als Wanderführer verwenden kann. Ich kam, Barth lesend, auf Seelig und traf Robert Walser wieder, nahm teil an ihrer Wanderung und ihrem Gespräch. Mein Beitrag ist ein literarischer Ausflug auf die Hundwiler Höhi mit Barth, Seelig und Robert Walser, der 1878 in Biel geboren wurde und 1956 in Herisau starb.
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
Alexander Kluge - Felicitas Andresen
Auch Alexander Kluge wurde, wie Hubert Fichte, 1963 zum ersten Mal zu einer Tagung der Gruppe 47 eingeladen. Sein Debüt Lebensläufe war ein Jahr zuvor erschienen, mit Geschichten, die den Traditionsbruch durch den Faschismus befragen.
Felicitas Andresen hat Alexander Kluge bei Adornos kennengelernt. Auf seinen verstörenden Text Ein Liebesversuch antwortet sie mit Menschenversuch & zum Tee bei Adornos. Sie bedient sich dafür der Gattung Kluge und baut eine berührende Collage aus Fragmenten von (Selbst)Gesprächen, Zitaten, Stoßseufzern und lakonischen Kommentaren.
Felicitas Andresen ist in Hemmenhofen am Bodensee geboren, wo sie heute (wieder) lebt. Und schreibt. Im Hermann-Hesse-Museum führt sie Aufsicht, was sie zu ihrem Roman Sex mit Hermann Hesse inspirierte, einem vergnüglich humorvollen Buch.
Konrad Bayer - Bernadette Ott
Bernadette Ott hat ihre Magisterarbeit über Konrad Bayers "der stein der weisen" geschrieben und übersetzt seit Mitte der 1990er Texte aus dem Französischen und Englischen, unter anderem zur Architektur im 20. Jahrhundert.
Olga Tokarczuk, Nobelpreisträgerin für Literatur, würdigt die Arbeit des Übersetzens in ihrem Essay Wie Übersetzer die Welt retten. Sie erzählt von Hermes, Gott der Reise in andere Welten, der auch der Schutzgott der Übersetzerinnen und Übersetzer ist, denn ihre Arbeit verbindet die Menschen über die Grenzen der Sprachen hinaus und macht ihre Denk-, Kunst- und Sprachexperimente erst verstehbar und zugänglich.
Anlässlich des Resonanzenprojekts habe ich Bernadette Ott getroffen, um über Konrad Bayer zu reden. Er wurde 1963 von Hans Werner Richter nach Saulgau eingeladen und hat mit vier Texten Aufsehen erregt: die birne, im wirtshaus, der empfang und chymische hochzeit.
Bernadette blätterte in der Gesamtausgabe der Werke Bayers und las den Anfang der birne: „und er biss in eine birne eine goldgelbe birne wie man so sagt und zwar in jene gelbe und so saftige birne dass das wasser aus seinen mundwinkeln lief (...)“ Schon biss ich selbst in die goldgelbe Birne, schon lief mir das Wasser im Mund zusammen. die birne ist ein sinnlicher, sich vielfältig verzweigender Text, der ein ganzes Universum vor uns entfaltet. Das Publikum in Saulgau folgte mit zunehmender Erheiterung der Performance des Textes und Dieter Zimmer attestierte Konrad “eine kabarettistische Begabung vom Schlage Qualtingers, und vermutlich noch subtiler.“
______________________________________________________________________________________________________________________________________________
Wir feiern: Vor 60 Jahren hat sich Ende Oktober 1963 die Gruppe 47 im Hotel Kleber Post getroffen. Über hundert Gäste kamen, die Tagung wurde gefilmt und eine Dokumentation in der besten Sendezeit ausgestrahlt.
Mit Lesungen und Diskussionen wollen wir an zwei aufeinander folgenden Tagen daran erinnern: am Samstagabend, den 28.10.2023, und am Sonntagvormittag, den 29.10.2023. Es wird auch um die Frage gehen, warum Literatur so wichtig war und ist, ihre Rolle im individuellen und gesellschaftlichen Leben.
28. Oktober 2023 um 18:00 Uhr
Peter Braun - Hubert Fichte
und
Reiner Niehoff - Johannes Bobrowski
*
29. Oktober 2023 um 11:00 Uhr
Felicitas Andresen - Alexander Kluge
und
Zsuzsanna Gahse - Helmut Heißenbüttel
Ich moderiere die Veranstaltungen.
Hubert Fichte - Peter Braun
Wir beginnen mit einem Text aus dem Blickwinkel eines jungen Autors, der zum ersten Mal zu einem Treffen der Gruppe 47 eingeladen wird. Peter Braun liest einen Text, in dem Hubert Fichte das Treffen in Saulgau beschreibt:
„Ich hatte furchtbare Angst. Stellen Sie sich mal vor: Die Crème de la Creme des Geistes in der Bundesrepublik. Die größten Dichter, die einflußreichsten Rezensenten, die Scotts aller großen Verlage, die Chefs der Feuilletons, die Redakteure von Funk und Fernsehen.“
Peter Braun geht mit einem eigenen Text dazu in Resonanz. Er hat zwölf Jahre an der Uni Konstanz gelehrt und seit 2010 eine Dozentur für Literatur- und Filmwissenschaft in Jena. Er hat ein kenntnisreiches Buch über Hubert Fichte verfasst und ein gut recherchiertes Porträt von Ilse Schneider-Lengyel, in deren Haus sich die Gruppe 47 zum ersten Mal traf.
Johannes Bobrowski - Reiner Niehoff
Johannes Bobrowski kam 1963 aus Ostberlin nach Saulgau. Mit zwei Bewachern von der Stasi. Hubert Fichte lässt Jäcki in der Telefonzelle davon erzählen: „Man möchte sie alle zu Freunden haben und täglich mit ihnen diskutieren. Und Bobrowski. Die Wärme. Bobrowski kam zu spät. Bobrowski will ich nicht am Telefon erzählen. Wer weiß, wer mithört.“
Bobrowski wurde 1917 in Tilsit geboren und trat 1935 der Bekennenden Kirche bei. 1962 erhielt er den Preis der Gruppe 47. Reiner Niehoff hat ihm ein poetisches Feature gewidmet, in das er Bobrowskis Gedichte eingebaut hat. „Was er (Bobrowski) entdeckt, ist ein Land im Schatten der Geschichte und der Geschichten, Schattenland. Ein Schattenland und seine Ströme.“
Reiner Niehoff ist Dozent für Literatur in Berlin und Mitherausgeber der blauwerke, einer Reihe von Heften mit ungewöhnlichen Texten, darunter Van Gogh’s Ohr von George Bataille und Über das Stehen von Hans Jürgen von der Wense.
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
Ich habe 14 Schriftstellerinnen und Schriftsteller gebeten, auf einen Text aus der Gruppe 47 mit einem eigenen Text zu antworten. Ein reichhaltiges Buch ist entstanden. Die Lektüre ist ein Abenteuer. Sie ermöglicht die Wiederentdeckung von Texten der Gruppe 47, aber auch Einsichten in die unterschiedliche Art und Weise, zu ihnen in Resonanz zu gehen: kurz und knapp, ausführlich und verschachtelt, experimentell oder essayistisch. Ich habe es den Autorinnen und Autoren überlassen, einen Text zu wählen, einzige Vorgabe war, dass der Verfasser, die Verfasserin zu einer der zwei Tagungen nach Saulgau eingeladen wurde: 1963 oder 1977.
Ich freue mich sehr, dass Peter Blickle an diesem Abend kommt. Er geht in Resonanz zu einem Text von Martin Walser.
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
15.10.2023
Martin Walser: "Wer mich nicht liebt, darf mich auch nicht beurteilen." Gestern haben wir ihm nachgerufen, in Wasserburg, seinem Geburtsort, dem er ein Denkmal gesetzt hat in seinem Buch "Ein springender Brunnen". Der Wind wehte, die Wolken ballten sich, aber die Sonne brach durch - das Wetter war so dramatisch, wie Martin Walser in seiner Literatur, seinen Essays und Reden. Ich las einen Abschnitt aus "Seelenarbeit" vor, in dem es um den Bauernjörg geht, Georg von Waldburg, der Zehntausende von Bauern umgebracht hat. "Das Lustige ist, dass die Waldburger immer noch alles haben, was der damalige Waldburger für die Tötung von 100 000 Bauern als Belohnung gekriegt hat. Kinder, Verbrechen lohnt sich. Und ist angesehen. Es gibt eine Bauernjörgstraße in Weingarten. Xaver (Zürn) nahm sich vor, am nächsten Ostermontag eine Saublater an das Straßenschild zu hängen. Auf die Blater die Schrift: Den Opfern der Waldburger Blutsau." (Martin Walser)
Ein Forum für Martin Walser
Samstag, 14. Oktober 2023 10 – 16 Uhr
Wasserburg Bürgerbegegnungshaus Eintritt frei
Martin Walser (1927–2023)
war nicht nur einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur, sondern auch jahrzehntelang ein Anreger, Unterstützer und Förderer der Literatur. Mit einem Literarischen Forum ehren wir sein schriftstellerisches Werk und sein Wirken in der Euregio Bodensee und in Oberschwaben.
» » » ...
Jochen Hieber zeigt in seinem Vortrag MITEINANDER, OHNE EINANDER. UND NUN? Martin Walser in der deutschen Literatur, wie wir mit dem geistigen und ästhetischen Erbe Walsers umgehen können.
» » » ...
Jörg Magenau spricht zum Thema Martin Walser:
BIOGRAPHIE, DICHTUNG und WAHRHEIT
» » » ...
Rezitation
Martin Walser in alemannischer Mundart Aufzeichnungen des Bayerischen Rundfunks.
» » » ...
Autorinnen und Autoren
des Literarischen Forums lesen Lieblingsstellen aus Walsers Werk.
Ich werde aus "Seelenarbeit" lesen.
» » » ...
Führung
durch die Walser-Räume im Wasserburger Malhaus auf den Spuren der Kindheits- und Jugendjahre Martin Walsers; Besuch des Grabes.
In der Mittagspause lädt die Gemeinde Wasserburg zu einem kleinen Imbiss im Bürgerbegegnungshaus.
Um Anmeldung beim Literarischen Forum Oberschwaben wird gebeten. Mail: kontakt@literarisches-forum-oberschwaben.de
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
Und hier die Einladung der Gastgeber:
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Literaturfreundinnen und -freunde,
zur letzten Literaturveranstaltung vor unserer kleinen Sommerpause laden wir Sie herzlich ein. Vorgestellt wird eine Anthologie, in der sich Autorinnen und Autoren von heute mit der Literaturvereinigung „Gruppe 47“ auseinandersetzen. Deren Aufbruchstimmung hatte in der Nachkriegszeit großen Einfluss auf das gesellschaftliche und politische Leben. Aktuell Literaturschaffende wurden gebeten, auf die prägenden Texte der „Gruppe 47“ kreativ zu reagieren und mit eigenen „Resonanzen“ zu antworten. Die Idee und der Aufruf trugen reiche und reife Früchte.
Am Mittwoch, 19. Juli 2023, um 19:30 Uhr präsentieren im Schloss Nordstetten die Herausgeberin Katrin Seglitz aus Ravensburg und Mitautor Walle Sayer aus Horb a. N. das Buchprojekt „Dorthin gehen, wo die Parallelen sich schneiden“.
Titelgebend ist ein Zitat von Günther Eich, zu dessen Gedichten der Lyriker Walle Sayer einen Beitrag verfasst hat. Er wird diesen vortragen und gemeinsam im Dialog mit der Herausgeberin Katrin Seglitz durch den Literaturabend führen. Kommen Sie mit auf die Suche, ob sich vielleicht doch die literarischen Parallelen irgendwo schneiden?
Eintrittskarten gibt es wie gewohnt an der Abendkasse. Gerne begrüßen wir Sie zu dieser Buchvorstellung im Berthold-Auerbach-Museum.
Mit freundlichen Grüßen
Irene Vogel Agnes Maier Vorsitzende Stadtverwaltung Horb
Unsere Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Projekt Zukunft e.V. werden unterstützt von der Arbeitsstelle für Literarische Museen und Gedenkstätten in Marbach und der Stadt Horb. Eintritt 8 €, ermäßigt 6 €, Schüler:innen frei.
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
am 4. Juli 2023 - 19:30 bis 21:30 Uhr
mit dem
Duo
Carlo Lorenzi – Michael T. Otto
&
Katrin Seglitz
in
Kommprobier
Bierladen
Mühlstraße 28
88085 Langenargen
Ich lese Prosatexte, in denen es (auch) um die Verbindung von Musik und Literatur geht. In der Erzählung „Was kann das Holz dafür, wenn es als Geige erwacht?“ erfahren Sie von einer ungewöhnlichen Schallplatte, von einem Geigenbauer und der Wichtigkeit, die richtige Frage zum richtigen Zeitpunkt zu stellen. Ein Bad im indischen Ozean wird zu einer existenziellen Erfahrung, was Strömungen anbetrifft, und in „Fundbüro“ geht es um die Phänomenologie von Verlieren und Finden. Die Texte sind zu finden in Ausgaben des Literarischen Jahreshefts Mauerläufer, dessen Mitbegründerin und Redaktionsmitglied ich von 2014 bis 2021 war.
https://stubenjazz.de/stj/4-juli-2023/
https://stubenjazz.de/stj/la-connection/
Christiane Wachsmann:
Die Geschichte der Ulmer Hochschule für Gestaltung und der Gruppe 47 ist anfangs eng, später locker miteinander verzahnt: Als die Schriftsteller im November 1947 in Herrlingen bei Ulm tagten, lud der damalige Ulmer Oberbürgermeister Robert Scholl die Autoren zu einem Empfang im Rathaus ein. Bei dieser Gelegenheit dürften sich der Gründer der Gruppe 47, Hans Werner Richter, und die HfG-Mitbegründerin Inge Scholl zum ersten Mal begegnet sein.
Gemeinsam diskutierten sie in den kommenden Monaten die Idee zu einer neuen, ganz besonderen Hochschule, die in Ulm entstehen und deren Gründungsrektor Hans Werner Richter sein sollte. Zu dieser Zusammenarbeit kam es nicht, doch blieb die Verbindung zwischen der HfG und der Gruppe 47 auch in den folgenden Jahren bestehen.
In dem Buch "Dorthin gehen, wo die Parallelen sich schneiden" stellt die Herausgeberin Katrin Seglitz Texte von Mitgliedern der Gruppe 47 vor und lässt heutige SchriftstellerInnen darauf antworten: Nora Gomringer auf Günter Grass, Zsuzsanna Gahse auf Helmut Heißenbüttel, Thommie Bayer auf Otl Aicher und andere mehr. Die Lektüre ermöglicht die Wiederentdeckung von Texten der Gruppe 47, aber auch Einsichten in die unterschiedliche Art und Weise, zu ihnen in Resonanz zu gehen.
Christiane Wachsmann, Kuratorin im HfG-Archiv, wird eine kurze Einleitung zu der Rolle geben, die Hans Werner Richter für die HfG spielte. Katrin Seglitz stellt den Band und ausgewählte Texte vor.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation vom HfG-Archiv Ulm und der Kulturbuchhandlung Jastram.
_____________________________________________________________________________________________________________________________________
1963 - 2023
60 Jahre nach der spektakulären Tagung der Gruppe 47 im Hotel Kleber Post im Oktober 1963 werden wir an die wohl einflussreichste Schriftstellervereinigung der Nachkriegszeit erinnern - mit der Buchvorstellung "Dorthin gehen, wo die Parallelen sich schneiden". Ich habe vierzehn zeitgenössische Autorinnen und Autoren gebeten, zu Texten in Resonanz zu gehen, deren Verfasser nach Saulgau eingeladen worden sind. Zwei sind an diesem Abend zu Gast: Beate Rothmaier antwortet auf einen Text von Ilse Aichinger und Walle Sayer auf Texte von Günter Eich. Ich führe in die Veranstaltung ein.
Zwei bedeutende Tagungen fanden 1963 und 1977 im Hotel Kleber Post statt – und 1978 der 70. Geburtstag von Hans Werner Richter, ein Jahr nach dem offiziellen Ende der Gruppe 47. Unterschiedliche Energien begegneten und verstärkten sich in der Gruppe, vermittelt und verbunden durch die Person Richters.
In den ersten Jahren sind die Schriftsteller noch unter sich, nach Saulgau (das erst im Jahr 2000 zu Bad Saulgau wird) kommen 1963 auch Kritiker und Verleger, insgesamt über hundert Personen. Aus einem Freundeskreis ist eine Veranstaltung des Literaturbetriebs geworden. Die Tagung wird gefilmt und ein Ausschnitt im Fernsehen gezeigt, zur besten Sendezeit.
1963 trifft sich die Gruppe in Saulgau. Die Kleber Post braucht, so die Ansicht des Berliner Tagesspiegels, den Vergleich mit anderen Tagungslokalen nicht zu scheuen: „Es ist im Umkreis von 200 km unter Gourmets ein Geheimtip. Und so wurden denn die ergiebigsten Gespräche bei Blaufelchen, Federseekarpfen, Rehrücken mit Dampfäpfeln und Bickensohler Weißherbst geführt.“
Die Liste der Eingeladenen liest sich wie ein Who’s Who der deutschen Nachkriegsliteratur. Aus einem Freundeskreis ist eine Veranstaltung geworden, die auch gesellschaftliche Aufmerksamkeit bekommt, weil sie, wie Hermann Kinder feststellt, als Geburtshelferin für eine zeitgemäße und demokratische Kultur empfunden wird.
In diesem Jahr findet sie wieder statt, die Frenkenbacher Weihnacht, nach zwei Jahren Corona-Pause. Ich freue mich schon darauf, denn die alte romanische Kapelle ist ein besinnlicher und stimmungsvoller Ort für Musik und Texte zwischen den Jahren. Toll ist, dass ich wieder mit dem spritzigen Zeppelin-Ensemble zusammen auftreten kann. Ich lese kurze Texte, sie spielen Weihnachtslieder, die so fröhlich sind, dass einem das Herz aufgeht ...
In der Winterausstellung 2022 des IBC zeigen Künstlerinnen und Künstler ihre neuen Werke - eine Möglichkeit, sich ein Bild zu machen von aktuellen künstlerischen Positionen. Die Vernissage am 2. Dezember ermöglicht Begegnungen mit den Künstlerinnen und Künstlern, den Austausch über ihre Arbeiten und eine Feier der Kunst ...
Ich werde Hermann Kinder nachrufen
„War die Liebe, falls sie nicht nur Unheil stiftete, der größte Triumph des Menschen, so war der Tod seine größte Niederlage. Deswegen Gott, Genforschung undsoweiter. (…) Ich würde gerne ewig meine immer krummer werdenden Finger um das schmal und schmaler werdende Handgelenk meiner Frau legen. (…) Der Tod wurde dadurch noch trauriger, dass die Wahl nur die war zwischen Verbrennen und Begraben. Schöner wäre die Vorstellung, in einem hellen, aber bitte nicht so fürchterlich heißen Licht zu verschwinden.“ Mein Melaten, S.80
Bilder spielen in Hermanns Texten eine wichtige Rolle. Literarisches Sprechen ereignet sich in Bildern, weil sie anderen ermöglichen, sich selbst in einen Text hineinzulesen und wiederzufinden. Er schreibt: „Lebensnotwendig ist, sich Bilder im Kopf zu machen und ebenso, diesen Bildern zu misstrauen.“ Es wird in meinem Nachruf auch um die Bilder gehen, die er gefunden hat, um das Leben sichtbar zu machen.
Aus der Ankündigung der Burg:
Die Meersburger Autorenrunde und die Burg Meersburg laden herzlich zur jährlichen „Gesprochenen Anthologie“ ein. Seit 1993 treffen sich auf Anregung Martin Walsers Autorinnen und Autoren einmal im Jahr auf der Meersburg, um an verkannte und zu Unrecht vergessene Schriftsteller zu erinnern. Mitglieder der „Meersburger Autorenrunde“ stellen die Schriftsteller*innen vor und lesen aus ihren Werken.
In diesem Jahr wird an folgende Autorinnen und Autoren erinnert:
Karin Nowak liest Hippe Habasch
Katrin Seglitz liest Herman Kinder
Stefanie Kemper liest Kurt Heynicke
Oswald Burger und Dorothea Neukirch lesen Ilse Schneider-Lengyel
Der Eintritt ist frei.
Im Rahmen der Landesliteraturtage Sachsen-Anhalt, die in diesem Jahr von Wittenberg ausgerichtet werden, lese ich aus meinem Roman "Schweigenberg".
„Die Trauben fühlen sich wohl in ihrer Haut. Sie werden täglich runder, praller, saftiger. Der August macht wett, was das Frühjahr vermasselt hat. Der Winter war lang, der Juni verregnet, aber der August ist traumhaft.“
Arne Schütz ist Böttcher und hat einen Weinberg an der Unstrut. Als er in den Wald geht, um Holz zu holen für seine Fässer, trifft er Lutz Winter, den Mann, der ihn wegen versuchter Republikflucht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt hat. Plötzlich weiß Arne, was er will. Er will, dass Winter eine Ahnung davon bekommt, wie es ist, im Gefängnis zu sein.
„Du verstehst die Lage eines Menschen doch erst dann, wenn du dich in derselben Lage befindest. Alles andere ist Theorie. Man kann sich vieles vorstellen, es bleibt ein Hirngespinst, fünf Minuten mitgefühlt, hineingedacht, aber das war’s dann auch schon. Es ist ein Unterschied, ob du dir etwas vorstellst oder ob du am eigenen Leib erfährst, wie es ist, im Gefängnis zu sein.“
Arne Schütz arbeitet sich an den Ungerechtigkeiten des Sozialismus ab, die sich für ihn in dem ehemaligen Richter und SED-Genossen Lutz Winter verkörpern, Iris Perswall am Expansionsdrang von Kröntein, Besitzer des Schlachthofs in Sahlen, und Nora Hard stickt einen weiteren Schuh auf eine Decke – es geht in „Schweigenberg“ auch um Sahlen, eine Stadt in Sachsen-Anhalt, in der bis zur Wende Schuhe hergestellt wurden.
Was ist besser? Sozialismus oder Kapitalismus? Und wie sozial gerecht ist die Soziale Marktwirtschaft, in der wir leben? Auch darum geht es im Schweigenberg. Es geht um die Frage, wer was erzählt und wovon geschwiegen wird.
Eva Hocke und Frank Müller laden ein - in ihr Büro, in dem die Bücher von osbert+spenza entstanden sind: Die traurige Heimat, Schweigenberg, Die sieben Farben der Nacht und das Buch über die Gruppe 47 in Saulgau: Dorthin gehen, wo die Parallelen sich schneiden.
Vom 22. bis 24. September 2022 laden die Bodenseebibliothek im Stadtarchiv, das Medienhaus am See und das Schulmuseum Friedrichshafen Akteurinnen und Akteure des Mauerläufer ein, in Gesprächen, Lesungen und Workshops diese besondere Zeitschrift vorzustellen.
Texte, Talk und Typografie
Do, 22. September 2022, 20 Uhr Kiesel im k42, Karlstraße 42
Warum „Mauerläufer“? Warum regional, radikal und randständig? Von der Namensgebung, der programmatischen Ausrichtung und dem Verhältnis von Text und Bild. Wir laden ein zu einem Gang durch die ersten vier Ausgaben des „Mauerläufer“. Es geht um die Sprache, die keiner spricht, um das Verhältnis von Ordnung und Unordnung, um das Hiersein und Weggehen, um Inseln, Klöster, Zellen und Zirkel.
Texte, Talk und Typografie
Fr, 23. September 2022, 20 Uhr Kiesel im k42, Karlstraße 42
Von Wortmacht und Machtworten. Vom Finden eines Schwerpunktthemas, der Einteilung in Kapitel und dem Bürsten gegen den Strich. Einladung zum Gang durch „Mauerläufer“ fünf bis acht: Es geht um Wortmacht und Machtworte, um das Verschieben von Perspektiven, um den Blick auf das Fremde und um Strömungen, in die man absichtlich oder unabsichtlich gerät.
Ausstellung
27. September 2022 bis März 2023 in der Bodenseebibliothek, Katharinenstr. 55
Der Mauerläufer: steil aufwärts, senkrecht die Mauer hinunter, vertikal die Wand hinauf
Ein Mauerläufer ist ein Vogel – und seit 2014 der Name eines literarisch-künstlerischen Projektes, das seine Wurzeln rund um den Bodensee hat. In der Ausstellung zeigt der freche Literaturvogel als begehbare Zeitschrift seine Spannweite als Wunderkammer und Sprachrohr.
Ausstellungsmacher: Die Mauerläufer
„Meine traurige Heimat war das schönste Land der Welt, jetzt ist es das Unglücklichste.“ Mit diesem Satz begann 2016 ein Referat über Aleppo in einem Integrationskurs. Er wurde zum Titel eines Erzählprojekts, das ich mit Geflüchteten aus Syrien zwischen 2015 bis 2018 gemacht hat.
Ich stelle das Projekt am 10. August 2022 um 19:30 im Konstanzer Bürgersaal am Stephansplatz vor.
Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen von Menschen aus unterschiedlichen Teilen Syriens vor dem Krieg und während des Kriegs. Es geht um die Flucht und das Leben in Deutschland. Und um die aktuelle Situation in Syrien, die in den Medien durch den Ukraine-Krieg verdrängt wurde. Leider gibt es Parallelen zwischen dem schrecklichen Krieg in Syrien und dem aktuellen Krieg in der Ukraine. Den Fehler, Syrien Autokraten wie Putin, Erdogan und Raisi zu überlassen, will der Westen in der Ukraine nicht wiederholen. Wieder also wird ein Land zu einem Schlachtfeld von Weltmächten im Kampf um die Vorherrschaft. Die Leidtragenden sind die Bewohner*innen des Landes, die Männer, Frauen und Kinder.
Wer war sie? Was wissen wir von ihr? Wie können wir uns der Frau nähern, die Hölderlin zu seiner (und Hyperions) Diotima machte? Wir haben mit der Briefform experimentiert, eine der literarischen Formen, die sich im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute. Hölderlin hat sie für seinen Hyperion gewählt, weil er überzeugt war, daß "neue Ideen am deutlichsten in der Briefform dargestellt werden können."
Von Susette sind siebzehn Briefe an Hölderlin erhalten. Darin finden sich die Zeilen: "Wie sehr es mich schmerzt, dass ich Dir nicht mündlich sagen kann wie sehr ich Dich liebe." Aber auch das Bekenntnis: "Schon oft habe ich es bereut, daß ich Dir beim Abschied den Rat gab auf der Stelle Dich zu entfernen, noch habe ich nicht begriffen, aus welchem Gefühl ich so dringend Dich bitten mußte."
Am 22.6.1802 ist Susette Gontard im Alter von 33 Jahren gestorben. Welche Spuren von ihr sind im Hölderlinturm zu finden? Wie können wir das, was wir von Susette wissen mit dem verbinden lässt, was uns bewegt?
https://www.brand-sanierung.de/
www.landesliteraturtage2021.de
Interview Landesliteraturtage Sachsen-Anhalt 2021
Am 6. November 2021 liest Katrin Seglitz aus ihrem Roman „Schweigenberg“ in Weißenfels, wir haben mit ihr über ihr Buch, die Landesliteraturtage Sachsen- Anhalt 2021 und auch über die Region gesprochen:
Frau Seglitz durch die Corona Pandemie konnten wir alle lange keinen Lesungen mehr beiwohnen, was bedeutet das für Sie, dass dies nun bei den Landesliteraturtagen Sachsen-Anhalt 2021 wieder möglich ist?
Ich freue mich sehr darüber.
Sie lesen in Weißenfels aus ihrem Buch „Schweigenberg“, was verbindet Sie mit der Region?
Ein Freund wohnt in Weißenfels. Bei einem Besuch sprachen wir vom Rotkäppchen-Sekt, der in Freyburg hergestellt wird. Ich habe immer die Grimms Märchen gemocht und überlegte, wie eine Rotkäppchen-Geschichte heute aussehen könnte: Eine Frau aus dem Süden Deutschlands kommt nach Weißenfels, um ihre Großmutter zu besuchen und trifft sie nicht an. Die Frau macht sich auf die Suche nach ihr und lernt verschiedene Menschen kennen, unter anderem einen Winzer aus Freyburg.
Das war der Funke, die Initialzündung für den Roman.
Ich habe angefangen zu recherchieren und bin einerseits auf die Schuhindustrie gestoßen, andererseits auf Novalis und drittens auf den Schlachthof von Tönnies. Ich habe mit dem kenntnisreichen Wilfried Schreier gesprochen, der lange im Fachinstitut für Schuhe in der Weißenfelser Kubastraße gearbeitet hat, er hat mir viel übers Schuhemachen erzählt. Diese Kenntnisse habe ich Nora Hard mitgegeben, Großmutter von Iris Perswall, mit ihr machen wir den ersten Schritt hinein ins Buch.
Arne Schütz ist Winzer und Böttcher, er hat einen Weinberg im Schweigenberg hinter Freyburg. Iris wird ihn bei ihrer Suche nach ihrer Großmutter kennenlernen. Während meiner Recherche habe ich eine Woche in einem Winzer-Häuschen im Schweigenberg wohnen können, dank Sylvia Chrobot, einer Winzerin mit einer Straußwirtschaft im Blütengrund. Für eine Schriftstellerin sind das wunderbare Namen: Blütengrund, Schweigenberg.
Je weiter sich die Geschichte entwickelt hat, desto mehr habe ich die Gegend lieb gewonnen. Ich bin in der Saale geschwommen und in der Unstrut, war in Goseck und Naumburg, in Zeitz und in Merseburg (Zaubersprüche). Ich habe mit Winzern gesprochen und einen „Flüchter“ kennengelernt, der in den frühen achtziger Jahren versucht hat, die DDR über Ungarn zu verlassen. Er wurde geschnappt und verbrachte drei Jahre in unterschiedlichen Gefängnissen. Mitte der achtziger Jahre ist er von der Bundesrepublik freigekauft worden, aber die Willkür und Anmaßung, die sich in der Freiheitsberaubung geäußert hat, lässt ihn bis heute nicht los. Ich habe überlegt, was passieren würde, wenn er den Richter treffen würde, der ihn verurteilt hat. Im „Schweigenberg“ trifft Arne Schütz auf Lutz Winter, ehemaliger SED-Genosse und Richter, der ihn zu der Gefängnisstrafe verurteilt hat. Er beschließt, sich an ihm zu rächen.
Die Wege von Arne Schütz, Nora Hard und Iris Perwall verflechten sich. Ich erzähle im Wechsel mal aus der einen Perspektive, mal aus der anderen. Arne arbeitet sich an den Ungerechtigkeiten des Sozialismus ab,Iris am Expansionsdrang von Kröntein, Besitzer des Schlachthofs in Sahlen (ein Ort, für den Weißenfels Pate gestanden hat). Für sie ist er der Wolf, gierig, unersättlich, ein Milliardär auf Kosten der Menschen, die bei ihm arbeiten, auf Kosten der Tiere, die bei ihm im Akkord geschlachtet werden. Er hat viel von Clemens Tönnies, der einen Schlachthof in Weißenfels hat und während der Pandemie in die Schlagzeilen gekommen ist. Viele Arbeitnehmer erkrankten, Grund dafür: ihre unhaltbare Arbeits- und Wohnsituation. Auch das war - und ist - ein Schweigenberg. Im Bad von Nora Hard hängt neben dem Spiegel ein Satz von Novalis: "Nicht die Schätze sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir geweckt haben, sagte er zu sich selbst; fern ab liegt mir alle Habsucht: aber die blaue Blume sehn’ ich mich zu erblicken."
Welche Bedeutung hat Literatur Ihrer Meinung heutzutage?
Eine wichtige Aufgabe von Literatur war und ist: aufmerksam zu machen auf das, über das geschwiegen wird.
In meiner Geschichte Nuit Blanche, die im Rahmen eines Wettbewerbs zu Hölderlins Zeile Wächst das Rettende auch? ausgezeichnet wurde, sagt Jakob Gontard zu Hölderlin (der sich in Jakobs Frau Susette verliebt hat): „Mit Ihren Gedichten können Sie nicht mal sich selbst ernähren, sagte ich. Geschweige denn eine Frau und Kinder. Gedichte sind ... Ich suchte nach dem passenden Wort, alles kam mir zu schwach, zu harmlos vor. Sie sind ... sind ... Und dann wusste ich, was ihn treffen würde. Ist das nicht merkwürdig, dass wir, wenn wir wütend sind, zielsicher das finden, womit wir den anderen am meisten kränken? Ihre Gedichte sind, sagte ich - und betonte jeden Buchstaben - nicht systemrelevant. Diese zwei Wörter habe ich ihm ins Gesicht geschleudert: NICHT SYSTEMRELEVANT. Da hat er mich angeschaut und gesagt: Welches System meinen Sie? Unseres? Er hatte Sympathien für die Französische Revolution, das war deutlich, das war offensichtlich, daraus hat er kein Hehl gemacht. (...) Ich sagte ihm, was ich von der Französischen Revolution halte. Daraufhin hat er gesagt, ganz ruhig: Auch ich bin ein System. Und für mich ist Dichtung wichtig. Ohne Dichtung, sagte er, könnte ich nicht leben. Bleiben Sie mal auf dem Boden, sagte ich verärgert, übertreiben Sie nicht so maßlos! Ohne Essen und Trinken können Sie nicht leben, aber ohne Dichtung? Da bin ich anderer Meinung, sagte er, wo Herz und Verstand nicht zusammenarbeiten, ist alles nichts. Auch wenn es so aussieht, als wäre der Verstand alles. Und das Geld.“
Welche Rolle spielen Veranstaltungsreihen, wie die Landesliteraturtage?
Die Landesliteraturtage ermöglichen genau diese Erfahrung: zu erleben, wie wichtig Literatur ist, weil sie Herz und Verstand anspricht. Sie bringt das, was uns umtreibt, erfreut, aber auch zutiefst beunruhigt, zur Sprache - und kann deshalb begriffen werden. Ich bin voller Bewunderung und Dankbarkeit für das reichhaltige Programm, das die Organisator*innen der Landesliteraturtage in Sachsen- Anhalt auf die Beine gestellt haben. Beim Durchblättern habe ich jeden Tag mindestens zwei Veranstaltungen entdeckt, die ich sehr gern besuchen würde. Und werde ...
Anmeldungen zu den Landesliteraturtagen unter: anmeldung@landesliteraturtage2021.de | Tel. 03445/23 01 106
Das gesamte Programm und alle Autoren der 30. Landesliteraturtage finden sich auch online unter:
Der Festakt findet in Stuttgart statt,
im Konzertsaal der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Urbanstraße 25.
Die Veranstaltung war bereits für den 13.11.2020 angekündigt und musste wegen Corona leider verschoben werden. Hoffen wir, dass sie im Herbst 2021 stattfinden kann!
Ort: Stadtbücherei Bad Waldsee, Spitalhof 2
Veranstalter: Stadt Bad Waldsee, Ophelia Gartze, Integrationsbeauftragte, Tel. 07524 / 941751 und Jan Scheurer, Leitung Stadtbücherei, Tel. 07524 / 49857
Chris Inken Soppa liest aus ihrem Roman "Der große Muntprat"
... in der Merdinger Zehntscheune, Langgasse 16, 79291 Merdingen.
Im südlichsten Weinanbaugebiet in Deutschland lese ich eine Geschichte, die im nördlichsten Weinanbaugebiet spielt, im Schweigenberg bei Freyburg an der Unstrut. Und bringe - außer Büchern - auch Wein vom Schweigenberg mit.
"Schweigenberg" steht auf der Shortlist des Thaddäus-Troll-Preises 2020!
www.schriftsteller-in-bawue.de
Die Lesung, die wegen Corona am 14.11.2020 abgesagt werden musste, fand online statt - im Rahmen der Veranstaltung "Lesen am See". Aufgenommen wurde sie in der BuchLandung - Buchhandlung von Cornelia Lenhardt.
Im November steht die Stadtbücherei Bad Waldsee unter dem Motto „Integration“.
Kartenvorverkauf: Stadtbücherei Bad Waldsee. Die Plätze sind begrenzt.
Ort: Stadtbücherei Bad Waldsee, Spitalhof 2
Veranstalter: Stadt Bad Waldsee, Ophelia Gartze, Integrationsbeauftragte, Tel. 07524 / 941751 und Jan Scheurer, Leitung Stadtbücherei, Tel. 07524 / 49857
Leider wurde nicht nur die Leipziger Buchmesse 2020 abgesagt, sondern auch die Lesungen in Freyburg, Weissenfels und in Ravensburg. Schwierige Zeiten für alle. Aber auch Zeiten, in denen man vielleicht zur Ruhe kommen und lesen kann. Zum Beispiel meinen Roman "Schweigenberg" und "Meine traurige Heimat", aber auch das Literarische Jahresheft "Mauerläufer". Bestellung über den Buchhandel oder direkt beim Verlag osbert+spenza.
Ich freue mich sehr über die Einladung, im Rahmen des Literaturwochenendes im Thurgau aus dem "Schweigenberg" zu lesen. Die Corona-Krise hat die Kunst und die Kultur besonders hart getroffen. Es schien, als sollte das Leben nur noch online stattfinden. Aber Konzerte, Lesungen, Theater und Oper brauchen die Begegnung und den Austausch, brauchen die dreidimensionale Gegenwart. Die Einschränkungen haben deutlich gemacht, was uns ohne diese Möglichkeiten fehlt. Deshalb ist es wunderbar, dass die Lesung am Sonntagabend in Tägerwilen stattfinden kann. Ich freue mich auf die Lesung, freue mich auf das Gespräch im Anschluss an die Lesung - unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorkehrungen, klar.
Termine 2020:
14.11.2020, 16.00 Uhr. Lange Nacht der Bücher in Überlingen, Stadtbücherei: Lesung aus dem Schweigenberg
13.11.2020, 20.00 Uhr. Stadtbücherei Bad Waldsee, Lesung Meine traurige Heimat
23.10.2020, 18.00 Uhr. Winzervereinigung Freyburg, Querfurter Straße 10, Lesung aus dem Schweigenberg
20.09.2020, 19.00 Uhr. Literaturwochenende am Untersee, Tägerwilen, Primarschulhaus. Lesung aus dem Schweigenberg
Abgesagt wegen Corona: 05.05.2020, 16.15 Uhr. Überlingen, im Rahmen der Eröffnung der Open Air Bibliothek zur Landesgartenschau: Vorstellung des Romans Schweigenberg durch Dorothea Neukirchen
Abgesagt wegen Corona: 24.04.2020, ab 19.00 Uhr, Ravensburg, Der blaue Sessel, Vorstellung des Romans Schweigenberg
Abgesagt wegen Corona: 28.03.2020, 19.00 Uhr. Winzervereinigung Freyburg, Vorstellung des Romans Schweigenberg
Abgesagt wegen Corona: 27.03.2020, 19.00 Uhr. Fürstenhaus Weißenfels, Vorstellung des Romans Schweigenberg auf Einladung der Stadtbücherei
14.03.2020, 19.00 Uhr. Schuhmacherwerkstatt FUßGÄNGER von Peter Hartwig, Karl-Liebknecht-Str. 36, 04107 Leipzig. Vorstellung des Romans Schweigenberg
12.02.2020, 19.30 Uhr. Stadtbücherei in Wangen. Vorstellung Schweigenberg
07.02.2020, 19.00 Uhr. Palais Adelmann in Ellwangen. Vorstellung Meine traurige Heimat
25.01.2020, 15.00 Uhr. Alte Burg in Meersburg, Vorstellung Schweigenberg
17.01.2020, 19.30 Uhr. Kulturhaus Caserne Friedrichshafen Fallenbrunnen, Einführung in die Ausstellung von Felicia Glidden
Termine 2019 (ab September)
02.09.2019, 20.00 Uhr. Freiräume, Konstanz, Vorstellung des Romans Schweigenberg
12.09.2019, 20.00 Uhr. RavensBuch, Ravensburg, Vorstellung des Romans Schweigenberg
14.09.2019, 15.00 Uhr. Alte Burg in Meersburg, Vorstellung von Mauerläufer Nr.6
15.09.2019, 16.00 Uhr. Alte Post in Altshausen. Lebensgeschichten - Frauen aus unserer Mitte.
21.09.2019, 15.00-16.00 Uhr. Come-In, Bismarckring 42, Biberach, Vorstellung Meine traurige Heimat
25.09.2019, 19.30 Uhr. Linzgauer Buchhandlung, Pfullendorf, Vorstellung des Romans Schweigenberg
02.10.2019, 18.00 Uhr - 24.00 Uhr.Radolfzell, Kulturnacht. Vorstellung von Mauerläufer Nr.6
26.10.2019, 15.00 Uhr. WeinGalerie Lützkendorf, Schweigenberge 2, Freyburg, Lesung aus dem Roman Schweigenberg
15.11.2019, 18.00 Uhr. Straußwirtschaft von Sylvia Chrobot im Blütengrund. Lesung aus dem Roman Schweigenberg
16.11.2019, 17.00 Uhr. Straußwirtschaft von Sylvia Chrobot im Blütengrund. Lesung aus dem Roman Schweigenberg
17.11.2019, 17.00 Uhr. Straußwirtschaft von Sylvia Chrobot im Blütengrund. Lesung aus dem Roman Schweigenberg
28.12.2019, 16.30-17.15 Uhr. Romanische Kapelle in Frenkenbach, Lesung "Ein Lächeln pflücken, einen Stern", mit dem Zeppelin-Ensemble