An beiden Seiten standen Regale mit Büchern und vor den Regalen schmale Bänke, auf denen sich Bücher stapelten, zwischen Regalen und Bänken ein langer Tisch, beladen mit Neuerscheinungen, hier konnte man Entdeckungen machen. Ganz hinten im Laden waren zwei Sessel und ein niedriger Tisch, um zu sitzen und in einem Buch zu blättern, Kaffee zu trinken und mit dem Buchhändler zu reden.
Er hatte ein hellbraunes Auge und ein dunkelbraunes. Vielleicht ist er ein Algerier, dachte ich, ein halber Algerier, weil sein Vater oder Großvater zur französischen Armee gehörte, als Baden-Württemberg nach dem Krieg besetzt wurde. Oder befreit, befreit von den Nazis.
Algerien, dachte ich, und die Hitze flimmerte über dem Sand. Durch dieses Flimmern ging ein Mann, fremd wie ich, fremd wie der Inhaber des Ladens. Vielleicht war das hellbraune Auge sein Ravensburger Auge und das dunkelbraune sein algerisches Auge. Er war von einer beruhigenden, freundlichen Fremdheit. Ich konnte beruhigt fremd sein in seinem Laden.
Ich ließ meine Augen über die Buchrücken wandern, entdeckte entfernte Verwandte, Freunde und Feinde, viele kannte ich nicht. Eins zog mich an, ich nahm es vom Tisch, öffnete es, las die ersten Zeilen und einen Augenblick lang war ich sicher, dass ich es gefunden hatte, das Buch, nach dem ich immer schon gesucht hatte. Ich würde es lesen und endlich verstehen, warum ich hier war, hier auf der Erde, die so blau durchs Weltall flog, warum ich hier war, in der Wolke, während draußen vor dem Fenster ein Zitronenfalter schaukelte, er klappte seine zitronengelben Flügel auf und zu, zu und auf.