Das Zeichen der aufständischen Bauern war der Bundschuh. Während am Hof und in Klöstern feine Schühchen mit Absätzen getragen wurden, trugen die Bauern Schuhe, die aus einem Stück Leder bestanden, das an der Sohle verstärkt war, und über dem Knöchel zusammengebunden wurde.
Er wurde zum Symbol der aufständischen Bauern, die vor 500 Jahren in Oberschwaben gegen die Privilegien des Adels und der Kirche revoltiert haben. Der Druckgraphiker und Künstler Wolfgang Scherer hat ihn bei der Sanierung seines Elternhauses in Wangen gefunden. Als ich ihn sah, fühlte ich mich sofort angesprochen. Auch, weil eine Figur in meinem Roman Schweigenberg eine Schuhmacherin ist. Mit ihr machen wir den ersten Schritt hinein ins Buch, von ihr erfahren wir einiges über die Herstellung von Schuhen.
Als ich nach Ravensburg zog und die Gegend erkundete, sah ich in Waldburg die Bauernjörgstraße und war erstaunt, dass an Georg von Waldburg (sein Spitzname war Bauernjörg) erinnert wurde, denn er hatte die Bauern gelinkt und war brutal gegen sie vorgegangen. Trotzdem ist die Straße nach ihm benannt und nicht nach den Bauern, die für ihre Rechte gekämpft haben. 500 Jahre später sollte man das endlich korrigieren und die Bauernjörg-Straßen im Landkreis umbenennen. Mein Vorschlag: Einfach den "Jörg" weglassen, dann wird an die Bauern erinnert und nicht an ihren Schlächter.
In den neuen Bundesländern gibt es eine andere Erinnerungskultur. Die DDR hat sich als Arbeiter- und Bauernstaat verstanden, deshalb wird in jeder Ortschaft an Thomas Müntzer erinnert, Geistlicher und Anführer von Bauern, die in Thüringen für ihre Rechte gekämpft haben. Was sich 1525 abgespielt hat, kann man In Bad Frankenhausen sehen, im Bauernkriegs-Panorama von Werner Tübke. Auch hier wurden die Bauernproteste blutig niedergeschlagen. Zu sehen in einem monumentalen Rundbau, oberhalb des Schlachtbergs von Frankenhausen: 14 Meter hoch, 123 Meter lang und mit über 1700 Quadratmetern eins der größten Wandgemälde der Welt. www.panorama-museum.de